der "Schwichtenberger Hauptbahnhof"

Ich plane den Bahnhof Uhlenhorst im Modell umzusetzen. Dazu möchte ich zu diesem Bahnhof die Geschichte etwas näher vorstellen.

 

Wo Uhlen horsten

 

Uhlenhorst war nichts anderes als der heimliche “Hauptbahnhof” von Schwichtenberg. Er war jedoch 1,5 km vom Ort entfernt. Schwichtenberg selbst, hatte nur eine kleine Bahnanlage mit einem Ladegleis erhalten. Als 1891 die Feldbahn Mariawerth-Friedland projektiert war, plante man in Schwichtenberg einen Abzweig nach Löwitz zu bauen. Doch dafür hatten die Schwichtenberger Bauern kein Verständnis, da sich der Bahnhof und ein Teil der Stichbahn dann auf fruchtbarem Ackerland befunden hätte. Der damalige Dorfschulze scheute weder Kraft noch Mühe, um dieses Vorhaben zu unterbinden. Dies gelang ihm schließlich mit Erfolg. Der geplante Abzweigbahnhof entstand dann ausserhalb, am Rande der Friedländer Wiese, auf einer mit alten Eichen bewachsenen Grünfläche - dem Uhlenhorst.

Zunächst hieß der Betriebsbahnhof “Abzweig Schwichtenberg”. Ab 1892 dann verbindlich Uhlenhorst, um eine Verwechselung mit der Station Schwichtenberg zu vermeiden. 1893 baute die MPSB den Bahnhof zu einer größeren Betriebsstation aus. Das Empfangsgebäude (später mit Veranda), ein Lokomotivschuppen mit Bekohlung und Wasserversorgungsanlage sowie eine größere Gleisanlage entstanden. Im Erdgeschoß des Empfangsgebäude befanden sich der Dienstraum für den Stationsvorsteher und ein Restaurant das von ihm betrieben wurde. Das Restaurant war auch gleichzeitig Warteraum zweiter und dritter Klasse. Im Obergeschoß wohnte der Stationsvorsteher mit seiner Familie. Als Güterschuppen diente später ein ausrangierter Wagenkasten. Die in Richtung Anklam abzweigende Strecke war durch zwei Verbindungskurven an die Strecke Friedland-Ferdinandshof angeschlossen, so das ein Gleisdreieck entstand, in dem sich das Bahnhofsgebäude befand. 1919 wurde dann noch eine Beamtenwohnhaus fertig gestellt und von einer Bahnmeisterfamilie bewohnt.

Von 1894 bis 1900 befand sich auf dem Bahnhof ein Winddruckmesser. Ab Windstärke 8 schaltete sich die im Dienstraum des Stationsvorstehers befindliche Klingel ein. Der Personenverkehr musste darauf hin sofort eingestellt werden auf Grund der geringen Standfestigkeit der Personenwagen. Es bestand die Gefahr, dass durch Sturmböen die Wagen umgeweht werden.

Gesichert wurde der Bahnhof mit drei Einfahrsignalen eigener Bauart an den jeweils einmündenden Strecken. Die Betätigung erfolgte durch Winden mit Drehkurbel und den erforderlichen Seilen. Diese Winden waren an den Ecken des Empfangsgebäudes angebracht.

Anfänglich war Uhlenhorst Lokomotivstation. Nachts war immer eine Lokomotive abgestellt. Probleme bereitete jedoch die Wasserversorgung, die zudem noch recht kalkhaltig war und sehr spärlich floss. Trotz technischer Verbesserungen der Anlage durch eine Pumpe mit Dieselmotor, dauerte das Wasser fassen immer noch eine eindreiviertel Stunde. Aus diesem Grund wurde 1934 die Lokomotivstation Uhlenhorst aufgegeben. Der Lokomotivschuppen diente dann teilweise als Güterschuppen.

Der Bahnhof Uhlenhorst erwies sich bis 1945 als ein wichtiger Knotenpunkt. Im Personenverkehr gab es Reisende, die umstiegen und sich mitunter vor der Weiterfahrt im Bahnhofsrestaurant stärkten. Ausflügler und Schwichtenberger machten aber auch von dieser Möglichkeit gebrauch. Der Bahnhof war sogar als Feriendomizil bei einem Berliner Opernsänger sehr beliebt. Er verbrachte dort seinen jährlichen Urlaub. Ob er wohl die eine oder anderer Arie den Gästen der in Wirtschaft gesungen hat? Im Güterverkehr waren Stückgüter umzuladen und gelegentlich Wagen zu be- und entladen. Dazu kamen dann noch sogenannte Umstellwagen, die stehen blieben und an einem anderen Zug wieder weiter befördert wurden.

Mit dem Abbau 1945 durch Reparation verlor der Bahnhof seine Gleisanlagen. Erst 1947 nach dem Wiederaufbau rollten wieder Züge von Friedland nach Ferdinandshof über Uhlenhorst. Der Bahnhof erlangte aber nicht mehr seine Bedeutung wie früher. Die Strecke nach Anklam wurde nicht mehr aufgebaut und so wurde Uhlenhorst zu einem Durchgangsbahnhof degradiert. Auch wurden die Gleisanlagen nicht mehr vollständig aufgebaut. Ein kurzes Stück der alten Strecke Richtung Anklam diente dann noch als Ladestelle.

Im Jahr 1949 wurde dann die ehemalige MPSB durch die Deutsche Reichsbahn übernommen. Letztmalig große Bedeutung erlangte der Bahnhof durch die Meliorationsarbeiten in der Friedländer Großen Wiese im Jahr 1958. Materialtransporte auf den angeschlossenen Werkbahnen Fleethof und zum Jugendlager sorgten für regen Güterverkehr. Ebenfalls 1958 erhielt der Bahnhof Uhlenhorst Anschluß an das elektrische Verbundnetz. Bis dahin gab es nur Petroleum- und Kerzenlicht! 1960 wurde der Personenverkehr auf der Strecke Uhlenhorst-Ferdinandshof eingestellt. Bis 1962 wurde das Gleis noch für Milchtransporte nach Ferdinandshof genutzt. Ab 1960 jedoch als Werkbahn der Bauunion Neubrandenburg. Uhlenhorst war offiziell nun Endbahnhof.

Der Reiseverkehr zwischen Friedland und Uhlenhorst wurde 1965 eingestellt. Die verbliebenen Bedarfsgüterzüge entfielen ab 1. Juni 1966 und Uhlenhorst wurde stillgelegt. 1967 war der Gleisabbau beendet. Die Hochbauten verfielen zusehends. Bewohner der Umgegend bedienten sich der verwendbaren Mauersteine und so erinnerte bald nichts mehr an den ehemaligen Knotenbahnhof Uhlenhorst.

Heute erreicht wieder ein Gleis den ehemaligen Bahnhof Uhlenhorst. Durch die MPSB-Freunde in Schwichtenberg wird die Strecke Schwichtenberg-Uhlenhorst betrieben. In Uhlenhorst selbst besteht nur eine Gelegenheit zum Umsetzen der Lokomotive. Die Bahn hat den Charakter einer Touristenbahn.

Das Gelände des ehemaligen Bahnhofes Uhlenhorst in einer aktuellen Satellitenaufnahme.

 

Uhlenhorst 1916

Uhlenhorst 1958 mit 99 3361, Foto Meyer

Museumsbahn Schichtenberg_©BTL

 

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